Amadeus Awards – Eine kleine Nachtmusik

Wanda waren groß. Die Langeweile aber leider auch. Eine große Gala-Nacht geht anders. Mit viel mehr Stars in dieser Liga etwa. Warum sind Seiler & Speer, Pizzera & Jaus, Bilderbuch, Mathea, Parov Stelar, RAF Camora oder Melissa Naschenweng nicht aufgetreten? Wenn man weiterhin auf so große Stars vergisst, ist der Amadeus künftig zum Vergessen.

Okay. Edmund und Die Nockis sind auch nicht irgendwer. Ergibt in Summe mit Wanda immerhin drei erfolgreiche Acts. In neunzig Minuten Showtime. Da geht mehr.

Umso erfreulicher waren dafür die beiden großen Gewinner des Abends, die je zwei Preise eingeheimst haben: Lum!x feat. Pia Maria und Wanda sind würdige Preisträger, die mit ihrer Musik im vergangenen Jahr vielen Menschen hierzulande eine große Freude bereitet haben.

Bei der Musik geht es ja immer auch um Emotionen, und für die haben beide Acts in ihren Dankesreden gesorgt. Allen voran die extrem cool gestylte Pia Maria, die vor Freude auf der Bühne laut kreischend durchgedreht ist. Hat sie doch immerhin den von ihr so hochverehrten RAF Camora ausgeknockt, was sie komplett nicht gepackt hat.

Der oberösterreichische Musikproduzent Lum!x und die Tiroler Sängerin Pia Maria, die mit ihrem Song „Halo“ voriges Jahr Österreich beim Eurovision Song Contest nicht ganz so erfolgreich vertreten haben, dürfen sich über Trophäen im Genre Electronic/Dance und in der Ö3-Kategorie Song des Jahres freuen. Zwei Amadeus-Awards sind für die beiden sicher genauso schön wie 12 Punkte beim ESC.

Die beste Wiener Rockband räumt mit Album des Jahres und Live-Act des Jahres gleich zwei extrem prestigeträchtige Preise ab. Die Freude bei Wanda war groß. Aber auch die Wehmut. War doch das selbstbetitelte Album „Wanda“ das letzte Werk, an dem Keyboarder Christian Hummer mitgewirkt hat, bevor er September vorigen Jahres nach langer, schwerer Krankheit verstorben ist. Marco Michael Wanda hat daher extra seine Opening-Performance unterbrochen, um einen gesonderten Applaus für seinen Freund, den er so schmerzlich vermisst, einzufordern.

Dass die Amadeus-Veranstalter auch jungen Talenten aus nicht ganz so populären Musikgenres eine große Bühne bieten, ist natürlich ehrenhaft. Die Musikfunktionäre im Saal des Wiener Volkstheater freut das sicher sehr, für die Fernsehzuschauer daheim ist das aber mitunter durchaus eine Challenge, weil sie aufpassen müssen, nicht in den Schlaf gesungen zu werden.

Eine gelungene Gala besticht vor allem durch Glanz und Glamour. Und durch gnadenlos gute Unterhaltung. Eine ambitionierte Werkschau in Form von brav inszenierten Medleys, in der noch wenig bekannte Talente kurz mal ran dürfen, ist nicht unbedingt dazu angetan, Begeisterungsstürme auszulösen. Dann schon lieber eine Session von Folkshilfe mit Hubert von Goisern. Oder ein Duett von Josh. mit Ina Regen. Von Stars eben. Für eine große Nacht der heimischen Musik. Rock me Amadeus!

Alle Gewinner im Überblick

• SONG DES JAHRES, präsentiert von Hitradio Ö3 „Halo“ von LUM!X feat. Pia Maria
• ALBUM DES JAHRES „Wanda“ von Wanda
• LIVE-ACT DES JAHRES Wanda
• SONGWRITER:IN DES JAHRES „Sie“ von Poxrucker Sisters; Text & Komposition: Magdalena, Christina und Stefanie Poxrucker
• FM4-AWARD Oskar Haag
• POP/ROCK Josh.
• ALTERNATIVE Voodoo Jürgens
• JAZZ/WORLD/BLUES Shake Stew
• SCHLAGER/VOLKSMUSIK Melissa Naschenweng
• HIP-HOP/URBAN RAF Camora & Bonez MC
• HARD & HEAVY Belphegor
• ELECTRONIC/DANCE LUM!X feat. Pia Maria
• TONSTUDIOPREIS BEST SOUND „Irgendwas mit Dreißig“ - Lemo
• LEBENSWERKPREIS Karl Ratzer

Aus der Ö3-Musikredaktion...

Ö3-Reporter Clemens Stadlbauer berichtet hier regelmäßig über aktuelle Trends und News aus der Musikwelt. Neben seiner Arbeit bei Ö3 hat er fünf Bücher veröffentlicht, darunter den Bestseller „Quotenkiller“. Stadlbauer ist verheiratet und Vater einer Tochter.




„Ö3-Supersamstag“ mit Tom Filzer, 29. April 2023