Moby

Lindsay Hicks

Moby: Weltstar als Einsiedler

Seine letzte Welttournee bestand aus einem einzigen Konzert in Los Angeles. Dort lebt Moby völlig zurückgezogen. Am liebsten ist er nämlich zu Hause. Dort kann der legendäre DJ und Produzent ungestört Musik machen. Wahnsinnig gute Musik, wie jetzt auf seinem neuen Album „Resound NYC“.

Seine Welttournee zum neuen Album hat Moby vor wenigen Tagen in einem Club in Los Angeles gespielt, zu dem er zu Fuß gehen konnte. Der Club ist so klein, dass er nicht einmal einen Namen hat. Für das Konzert hat er keine einzige Karte verkauft, sondern alle an Freunde und Hörer seines Podcasts Moby-Pod verschenkt. „Es war die unprofitabelste Welttournee der Musikgeschichte“, lacht Moby im Gespräch mit Ö3-Moderator Benny Hörtnagl.

Moby

Lindsay Hicks

Es war sein erster und einziger Auftritt seit fünf Jahren. Ein Akustikkonzert, bei dem Moby Gitarre gespielt hat und von einem Freund am Cello begleitet wurde. Also ganz weit weg von den Mega-Raves, die er früher vor riesigen Menschenmassen abgefeiert hat. „Ich hasse es, in Hotels zu leben und auf Flughäfen zu schlafen“, sagt Moby, der stattdessen lieber in der Natur spazieren geht. „Wobei es natürlich Schwachsinn ist, darüber zu jammern, dass Leute dir bei Konzerten zujubeln.“ Er mag halt einfach nicht mehr, weil er Musik nicht mehr als einen professionellen Fulltime-Job sieht.

Daher kommt Moby auch so schnell nicht mehr nach Österreich, obwohl er hier, vor allem in Wien, von der Architektur besonders angetan ist: „Im Vergleich dazu schauen die USA ziemlich billig aus.“ Er vermisst allerdings das Wrenkh, sein vegetarisches Stammbeisl in Wien. Und Moby erinnert sich gerne an den wohl bizarrsten Auftritt seiner Karriere, als er im Jahr 2000 in der Arena einen Open-Air-Gig gespielt hat, bei dem es geschneit hat.

Moby

Lindsay Hicks

Musikalisch führt uns Moby auf seinem neuen Album „Resound NYC“ zurück in seine Heimatstadt. Dafür hat er 15 seiner legendärsten New Yorker Tracks mit Gastmusikern neu interpretiert und neu instrumentiert. Mental hat er sich dafür zurück zur Jahrtausendwende versetzt, als die Welt noch viel optimistischer drauf war: „Heute dominieren in den USA Angst und Zorn“, sagt er. „Ich muss diese negative Stimmung ignorieren, weil sonst verliere ich den Verstand.“

Musik ist daher für Moby heute mehr denn je ein Zufluchtsort. Damit kann er sich in eine bessere Welt versetzen. Auf seinem mittlerweile 20. Studioalbum gelingt ihm das ganz gut. Und er freut sich über jeden, der ihm zuhört: „Selbst wenn die Leute meine Musik beim Zähneputzen nur im Hintergrund hören, bin ich dafür extrem dankbar.“ Denn in den frühen Achtziger Jahren, als er in einer verlassenen New Yorker Industriehalle gehaust und in Underground-Clubs aufgelegt hat, hätte er sich niemals träumen lassen, eines Tages von seiner Musik leben zu können. So kann man sich täuschen. Und Frank Sinatra hat wieder einmal recht behalten.

Song Contest
Clemens Stadlbauer

Milenko Badzic

Ö3-Reporter Clemens Stadlbauer

Aus der Ö3-Musikredaktion...

Ö3-Reporter Clemens Stadlbauer berichtet hier regelmäßig über aktuelle Trends und News aus der Musikwelt. Neben seiner Arbeit bei Ö3 hat er fünf Bücher veröffentlicht, darunter den Bestseller „Quotenkiller“. Stadlbauer ist verheiratet und Vater einer Tochter.

„Solid Gold“ mit Benny Hörtnagl, 14. Mai 2023