buch Fragment

UNI GRAZ/KERNASENKO

Grazer Forschende entdeckten ältestes Buch der Welt

  • Falz, Heftlöcher und Faden weisen ein rund 2.300 Jahre altes Stück Papyrus österreichischen Forschern nach als Seite einer Art extrem alten Buches aus.

Die Restauratorin Theresa Zammit Lupi entdeckte bei Routinearbeiten an einem ägyptischen Papyrus verschiedene Spuren einer Heftung, wie die Universität Graz am Donnerstag mitteilte. Das Fragment stammt aus dem 3. Jahrhundert vor Christus. Es ist 400 Jahre älter als die bisher ältesten bekannten Belege für geheftete Bücher, die auf 150 bis 250 nach Christus datiert sind und in Bibliotheken in London und Dublin aufbewahrt werden.

Das etwa 15 mal 25 Zentimeter große Papyrusstück wurde in einer Totenstadt in der Nähe der heutigen Stadt Al-Hiba ausgegraben und gelangte bereits 1904 nach Graz. Bei dem Doppelblatt aus einem Notizbuch handelt es sich laut der Universität um eine Rechnung für Bier- und Ölsteuer in griechischer Sprache, die zur Umhüllung einer Mumie verwendet wurde.

Zammit Lupi bemerkte bei ihrer Restaurierungsarbeit ein Stück Faden, eine Falz in der Mitte des Fragments, Heftlöcher und klar definierte Textränder als Hinweise, dass es sich um ein Blatt aus einem Codex handelt - einer gehefteten, frühen Form des Buches - und nicht etwa um eine Schriftrolle.

„Als Restauratorin fühlt es sich ganz besonders an, wenn man auf so eine Entdeckung stößt und einen Baustein in der Geschichte des Buches beisteuern kann“, sagte die aus Malta stammende Expertin. Bisher ist die Entdeckung nicht in einem von Experten begutachteten Fachjournal vorgestellt worden. Im Herbst plant die Universität eine internationale Tagung, um die neuen Erkenntnisse zu erörtern.

(dpa/KO)