Hollywood-Schriftzug

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Streik: Hollywood ab heute lahmgelegt

  • Schauspielerinnen und Schauspieler streiken
  • Keine Drehs, keine Promotion für Filme, kein roter Teppich
  • Verhandlungen mit Filmstudios gescheitert
  • Doppelstreik mit Drehbuchautoren das letzte Mal vor 60 Jahren

Die Schauspielerinnen und Schauspieler Hollywoods legen die Arbeit nieder. Der Streik gilt ab Freitag 9 Uhr unserer Zeit. Die Verhandlungen mit den Studios sind nach 4 Wochen gescheitert, der Vorstand der Schauspielergewerkschaft, der Screen Actors Guild hat einstimmig für den Streik gestimmt.

Damit drohen massive Verzögerungen bei der Produktion von Serien und Filmen. Gewerkschaftsvorsitzende Fran Drescher („Die Nanny“) erhob schwere Vorwürfe gegen die Filmstudios. „Wir sind die Opfer hier“, betonte sie.

Auch Promos und rote Teppiche betroffen

Außerdem dürfen Mitglieder der Schauspiel-Gewerkschaft keine Filme mehr promoten, die roten Teppiche vor Premieren bleiben damit also vorerst leer.

In den Gesprächen mit dem Filmstudioverband AMPTP, der etwa auch Netflix, Amazon, Apple und Disney vertritt, hatten die Gewerkschafter auch einen Schlichter hinzugezogen. Die Gewerkschaft vertritt rund 160.000 Schauspieler in den USA. Der Streik gilt aber auch für viel britische, internationale Schauspielerinnen und Schauspieler, die Teil der amerikanischen Gewerkschaft sind. Der Streikbeschluss ist ein weiterer harter Schlag für die US-Unterhaltungsindustrie. Bereits seit Anfang Mai verweigern die Drehbuchautoren die Arbeit.

Streik

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Drescher übte scharfe Kritik an den Studios. Sie hätten eine zwölf Tage dauernde Fristverlängerung „verschwendet“ und kaum bewegt. „Ich bin schockiert darüber, wie wir von den Leuten, mit denen wir zusammenarbeiteten, behandelt werden.“ Sie könne nicht glauben, wie sich die Studios arm geben und gleichzeitig „hunderte von Millionen an ihre Chefs auszahlen. Das ist abstoßend“, sagte die Gewerkschafterin.

Höhere Gehälter und Regelungen für KI

Der Chefverhandler der Schauspielergewerkschaft SAG-AFTRA, Duncan Crabtree-Ireland empört sich, dass die Arbeitgebern das Scannen von Schauspielern vorgeschlagen hätten, um ihre Bilder dann „bis in alle Ewigkeit“ nutzen zu können. Gleichwohl signalisierte er Verhandlungsbereitschaft. „Wir sind dazu bereit, wenn sie es sind“, sagte er auf die Frage nach einer Rückkehr zum Verhandlungstisch.

Die Schauspielerinnen und Schauspieler fordern unter anderem bessere Vergütung und die Regelung des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz in der Branche. Beide Kreativbranchen - Autoren wie Schauspieler - leiden ihren Angaben zufolge darunter, dass zwar mehr Filme und Serien produziert werden, aber die Budgets sinken und bei Serien oft weniger Folgen pro Staffel gedreht werden. Außerdem würden Wiederholungen bei Streaminganbietern für die Kreativen anders als im Fernsehen geringere und von der Zuschauerzahl unabhängige Tantiemen bringen.

Stars solidarisieren sich

An einer Urabstimmung hatten rund 65.000 Mitglieder der Gewerkschaft teilgenommen, 97,9 Prozent sprachen sich für einen Streik aus. Zudem bekundeten Stars wie Meryl Streep, Jennifer Lawrence, Matt DAmon und Ben Stiller öffentlich ihre Solidarität. Der Streik der Drehbuchautoren hat schon jetzt Auswirkungen für Zuschauerinnen und Zuschauer, so können beispielsweise viele Late-Night-Shows nicht mehr wie sonst ausgestrahlt werden. Nach Einschätzung von US-Medien könnten bei einem Doppelstreik kaum noch Filme und Serien gedreht werden.

Zuletzt hatten die US-Schauspieler 1980 gestreikt. Damals dauerte der Streik mehr als drei Monate. Den letzten Doppelstreik von Schauspielern und Drehbuchautoren hatte es 1960 gegeben.

„Ö3-Wecker“ mit Robert Kratky und Gabi Hiller, 14. Juli 2023 (APA/MH)