Region Schladming-Dachstein

Schladming-Dachstein Tourismusverband

Naturwunder: Eiseskälte im Hochsommer

Wenn es wie jetzt im Hochsommer auch in den Alpen hochsommerlich heiß wird und man auch kaum noch Abkühlung im Hochgebirge findet, gibt es ein Kleinod, eine Kälteinsel in den Schladminger Tauern, wo es in knapp 1.000m Höhe im Freien durchwegs nur knapp über Null Grad hat.

Ein natürlicher Kühlschrank in den Alpen, in der Fachsprache „unterkühlte Schutthalden“ genannt. Dieses Naturjuwel bleibt von vielen Sommergästen eher unbeachtet, liegt es doch am Weg zu den spektakulären Riesacher Wasserfällen. Dabei lohnt sich ein Besuch jedenfalls, um sich bodennah abzukühlen. Aus vielen Löchern bläst eiskalte Luft tagein tagaus aus dem Felsboden.

Ein seltenes Naturschauspiel

Es muss viel Zufall im Spiel sein, damit so ein Naturwunder entsteht. Bei größeren Felssturzereignissen aus der Eiszeit müssen die Felsmassen so zusammengefallen sein, dass sich nicht nur gröberes Bauwerk, sondern auch genug Zwischenraum zum Durchfluss der kalten Luftmassen aufgebaut hat. Und es muss diese Schutthalde an einem Felshang oder einem Steilhang liegen, denn erst zwei Ausgänge in unterschiedlichen Höhen schaffen diese Klimaanlage in Form eines Windröhrensystems. Die Schutthalde sollte dann auch möglichst nicht an der Südseite exponiert sein, dann sind die Voraussetzungen perfekt. Neben Rohrmoos in den Schladminger Tauern kommen nur wenige Plätze im Alpenraum vor, wo man diese unvermutete Abkühlung abbekommt. In Südtirol sind es „die Eislöcher von Eppan“, in den Karawanken die „Eiskeller in der Matzen“, besonders gut ausgeprägt ist aber die unterkühlte Schutthalde Toteisboden in Rohrmoos.

Natur wie im Hochgebirge

Die Schutthalden sind beim Spaziergang nicht zu übersehen, denn fast schlagartig ändert sich das Naturbild: eine Moor- und Heidelandschaft, wo es außer Latschen und Zwergbirken keine Bäume mehr gibt. Mit Glück ist die hochalpine Alpenrose zu entdecken. Die Tierwelt stammt aus den Relikten der Eiszeit, die boreale Zwergspinne oder der österreichische Dammläufer etwa, die nur in der Kühle der Eislöcher überleben können.

Nicht selten findet man an einem Felsvorsprung eine schön gekühlte Kiste mit Getränken. Finger weg, die gehört einem Anrainer, der ohne Strom seinen Kühlschrank betreibt!

Und nicht des Naturwunders im Sommer genug, drehen sich die Verhältnisse im Winter nochmals um. Wenn dann in der kalten Jahreszeit diese Region schneebedeckt ist, erkennt man die Schutthalden an den aperen, schneefreien Flächen, da im Gegensatz zur Umgebungsluft die Flächen regelmäßig abschmelzen. (RS)