Mann und Frau Kuss

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Smell you later, Baby!

  • Der Geruchssinn ist bei der Partnerinnen- und Partnerwahl entscheidend.
  • Jeder Duftstempel ist einzigartig, wie ein Fingerabdruck.
  • Hormone und die Pille können den eigenen Geruch verändern.

Es ist allgemein bekannt, dass unser Geruchssinn eine entscheidende Rolle bei der Partnerwahl spielt. Aber wie genau funktioniert das? Und wie entsteht unser individueller „Duftstempel“? Neurobiologen und Psychologen geben Einblicke in diese faszinierende Welt der Gerüche und Beziehungen.

Mann und Frau Umarmung

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Gene kann man riechen

350 Riechrezeptoren hat der Mensch. Zum Vergleich dazu: Mäuse haben drei Mal so viele wie wir, ein Schäferhund 180 Millionen Riechzellen mehr als der Mensch.
Laut Neurobiologe Marcus Täuber und Psychologin Martina Rammer-Gmeiner können wir durch den Geruch feststellen, ob wir genetisch zu einem potenziellen Partner passen. „Wir erkennen unbewusst am Geruch, ob der Partner genetisch zu uns passt. Je unterschiedlicher die Gene sind, desto besser empfinden wir den Geruch und desto wahrscheinlicher wäre es, dass der Nachwuchs überlebt“, erklären Neurobiologe Marcus Täuber und Psychologin Martina Rammer-Gmeiner. Dieser Prozess ist ähnlich wie bei Tieren, die Pheromone, unbewusste Geruchbotenstoffe, aufnehmen.

Eigener Duftstempel

Jeder von uns hat einen eigenen Duftstempel, fast so etwas wie einen Fingerabdruck. Woraus aber entsteht unser individueller Geruch? Neurobiologe Marcus Täuber erklärt: "Es sind viele verschiedene Faktoren, die unseren Duftstempel ausmachen. Es hängt davon ab, was wir gegessen haben, was wir für Medikamente genommen haben oder ob wir krank sind. Sogar Angst kann man riechen, wer nämlich Angst hat, der schwitzt mehr.

Wenn wir den Geruch des Partners wahrnehmen, dringt er direkt in unser limbisches System, den ältesten Teil unseres Gehirns, ein. Dort sind auch die Triebe zuhause. Der Geruch des richtigen Partners entspannt uns also und lässt uns sicher fühlen.

Mann und Frau Umarmung

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Hormone beeinflussen Duftstempel

Auch Hormone können das Riechsystem und den Geruch beeinflussen. Beispiel Schwangerschaft. Gerüche werden von schwangeren Frauen intensiver wahrgenommen.

Was die Partnerwahl betrifft, hat der amerikanische Evolutionsbiologe Geoffrey Miller ein spannendes Experiment durchgeführt: Eine Forschergruppe untersuchte, ob sich der Zyklus von Tänzerinnen in Stripclubs auf die Höhe des Trinkgelds auswirkte. Das Ergebnis: Frauen, die die Pille nahmen, bekamen weniger und Frauen, die nicht verhüteten, bekamen das meiste Trinkgeld an ihren fruchtbarsten Tagen. Andersherum sollen Männer mit hohen Testosteronspiegeln attraktiver erscheinen.

Einfluss der Pille und Parfüm

Zu viel Parfüm kann zwar unangenehm sein, aber die Pheromone, die für die richtige Partnerwahl so wichtig sind, kann man auch noch durch eine Parfümwolke wahrnehmen. Allerdings warnen beide Experten vor dem Einfluss der Pille: „Die Pille kann fatal sein". Sie beeinflusst unseren Geruchssinn und kann somit unsere Partnerwahl beeinflussen. Nach dem Absetzten der Pille kann es tatsächlich sein, dass man den Partner vielleicht nicht mehr riechen kann“, so die Experten.

An Gerüche gewöhnen?

Bis zu einem Jahr kann es, laut Täuber dauern, bis wir uns an einen Geruch, den wir nicht gerne mögen, gewöhnt haben. Wenn es um das Parfüm vom Schatzi geht, dass wir nicht leiden können heißt es also: Entweder durchhalten, das Parfum weglassen oder den Kompromiss suchen.
Denn wie hat Napoleon Bonaparte zu seiner Gattin Josephine einst gesagt: „Wasch dich nicht mehr, ich komme bald zurück!“

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