Frequency - Hotspot St. Pölten ist aktiviert

Zum Finale zeigt der Ö3-Livesommer noch einmal, was er drauf hat. It’s hot in the City of St. Pölten. Und laut. 150.000 junge Musikfans feiern drei Tage lang das Frequency, das musikalisch vielfältigste Festival Österreichs, wenn nicht sogar Europas. The Heat is on.

Das Nova Rock ist fast abgesoffen, beim Lido in Linz war es auch sehr nass, RAF Camora ist beim Donauinselfest voll im Regen gestanden, bei Depeche Mode in Klagenfurt war nicht nur musikalisch Weltuntergang angesagt, in Hochosterwitz ist aufgrund massiver Unwetter das Konzert von Robbie Williams überhaupt gleich baden gegangen und auch über dem Szene Openair in Lustenau sind dunkle Wolken gehangen. Das Klima wandelt sich, die Showeffekte der Natur werden immer dramatischer, Open Airs könnten schon bald Closed Events werden.

In Blackpool, Northern England, hat es momentan knapp über 20 Grad und es regnet leicht. Tom Gregory hat Heimweh. „Schau dir meine Haut an“, lacht er schneeweiß ins Ö3-Mikro, „die Hitze hier bringt mich fast um.“ Dennoch ist der sympathische Hitlieferant, der gerade mit „Never look back“, „Footprints“ und „Never let me down“ gleich drei starke Songs im Programm von Ö3 laufen hat, supergut drauf. Bei seinem Auftritt am Nachmittag sind die Fans trotz praller Sonne voll abgegangen. Am 11. November tritt Tom Gregory im Wiener Gasometer auf. Es ist ihm zu wünschen, dass er dann voll eingenebelt ist.

Ebenfalls am 11. November spielt Rian in der Szene Wien. Gestern hat der Kärntner Musiker, der auf TikTok mehr als 600.000 Follower hat, mit seinem ersten Auftritt beim Frequency ein fettes Hakerl auf seiner Bucketlist gesetzt. Ness war auch mit auf der Bühne. Und die Ziege durfte natürlich auch nicht fehlen. Früher war Rian als Besucher am Campingplatz unterwegs, jetzt hängt er Backstage ab. „Beides ist okay“, sagt er im Ö3-Interview, „Hauptsache, ich sitze nicht betrunken in der Traisen und wundere mich, warum ich nicht eingeschmiert bin.“

Tausende Besucher haben genau das gestern bei über 30 Grad den ganzen lieben langen Tag über gemacht. Und manche sitzen auch spät in der Nacht noch auf ihren Campingstühlen im Wasser. Nicht, weil sie nicht mehr aufkommen, sondern weil es in ihren Zelten gefühlte 50 Grad hat. An Schlaf ist da kaum zu denken. Wahrlich tropische Verhältnisse, nur dass halt keine Nashörner vor den Zelten grasen.

Exotisch mutet auch so mancher Act auf den beiden Hauptbühnen an. Aber genau das macht ja das Frequency aus. Da ist für jeden noch so ausgefallenen Musikgeschmack etwas dabei. Viel vielfältiger kann ein Lineup nicht sein. Gestern zum Beispiel sind auf der Mainstage hintereinander Robin Schulz, Limp Bizkit, Macklemore und Die Ärzte aufgetreten. Star-DJ gefolgt von Nu-Metal-Heroen gefolgt von Rap-Superstar gefolgt von Pop-Rock-Kultband. Und alle werden gleichermaßen gefeiert. Eine gelebte Toleranz, die vor zehn Jahre noch undenkbar war. Musik verbindet heute mehr denn je.

Eine geile Musik ist auch einer von vier Punkten, die für einen jungen Festivalbesucher aus Niederösterreich ein gutes Festival ausmachen. Schönes Wetter, genug zum Trinken, und anregende Flirts sind die anderen drei. Benny Hörtnagl, der am Freitag von 16.00 – 19.00 Uhr live vom Green Park in St. Pölten gesendet hat, hat ihn dann gleich gefragt, was davon schon aufgegangen ist, aber darauf wusste er leider keine Antwort, weil er seine vier, soeben aufgezählten Punkte prompt wieder vergessen hat. So ein kühles Bier in der Sonne bewahrt offenbar keinen kühlen Kopf.

Heute bringen die Imagine Dragons Las-Vegas-Vibes nach St. Pölten. Central Cee tritt auf, Luciano, Frinc aka Florian Ritt von Folkshilfe, ClockClock, Tom Odell, Mathea, Finch und die insgeheimen Headliner Electric Callboy, die wahrscheinlich die größte Besuchermasse vor die Bühne locken werden. Die musikalische Gemischtwarenhandlung öffnet am Freitag um 14.40 Uhr. Ich nehme von allem ein bissl was und gebe gerne meinen Senf dazu.

Aus der Ö3-Musikredaktion...

Ö3-Reporter Clemens Stadlbauer berichtet hier regelmäßig über aktuelle Trends und News aus der Musikwelt. Neben seiner Arbeit bei Ö3 hat er fünf Bücher veröffentlicht, darunter den Bestseller „Quotenkiller“. Stadlbauer ist verheiratet und Vater einer Tochter.

„Ö3-Wecker“ mit Philipp Hansa, 18. August 2023