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Forscher beobachten massiven Artenschwund bei Wildbienen

  • Österreich ist mit über 700 nachgewiesenen Arten ein Hotspot der Artenvielfalt bei Wildbienen in Europa.
  • Forscher berichten jetzt von einem massiven Artenschwund - noch dazu in einem Naturschutzgebiet.

Im seit 1961 unter Schutz stehenden Gebiet Sandberge Oberweiden im östlichen Marchfeld (Bezirk Gänserndorf, NÖ) hat sich laut einem Bericht im „Journal of Insect Conservation“ in den vergangenen 100 Jahren die Zahl der Wildbienen-Arten halbiert.

Die Sandberge Oberweiden liegen inmitten einer intensiv genutzten Landschaft mit ihrer besonderen Flora und Fauna. Durch den sandigen Boden und den Steppencharakter beherbergt das Gebiet eine außerordentlich hohe Zahl an spezialisierten, seltenen Arten. Wissenschafter des Naturhistorischen Museums Wien (NHM) und der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien haben in ihrer Arbeit die Wildbienengemeinschaft dieses Lebensraums erfasst und mit historischen Daten aus über 100 Jahren verglichen.

Artenvielfalt halbiert

„Im Gegensatz zu anderen Studien, die den Rückgang der Artenvielfalt in den letzten fünf Jahrzehnten aufgezeigt haben, konnten in diesem Projekt Veränderungen der Wildbienenfauna und ihrer Lebensräume über 100 Jahre hinweg analysiert werden“, erklärte Dominique Zimmermann vom NHM in einer Aussendung. Es zeigt sich, dass sich die Artenvielfalt des Standorts in den vergangenen 100 Jahren halbiert hat: 164 von 289 Arten wurden seit über 50 Jahren nicht mehr auf der Fläche gefunden, und viele Arten waren zu diesem Zeitpunkt bereits selten.

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Vierzehn früher nachgewiesene Arten gelten mittlerweile in ganz Österreich als ausgestorben. Besonders betroffen sind Arten, die an Steppen- und Sandgebiete angepasst sind, und solche, die ihre Nester im Boden anlegen. Die Forscher stellten zudem eine überproportionale Abnahme von Kuckucksbienenarten fest, die ihre Eier in die Nester anderer Bienenarten legen. Ihr Rückgang weise darauf hin, dass auch die Populationen ihrer Wirtsarten nicht stabil sind.

Geringeres Blütenangebot

Den Wissenschaftern zufolge weisen die Studienergebnisse darauf hin, dass durch Änderungen der Landschaftsnutzung, etwa durch die Anlage von Windschutzgürtel, Bewirtschaftungsformen oder die Überdüngung, Strukturen verschwunden sind, die bodennistende Wildbienenarten für das Anlegen ihrer Nester brauchen: Statt unbewachsenen Bodenflächen kommen nun vermehrt Gehölzstrukturen und dicht wachsende Gräser vor. Dies habe auch zu einem geringeren Blütenangebot geführt, wodurch den Wildbienen die Nahrungsgrundlage entzogen wird.

Diese Veränderungen, die zu einem erheblichen Rückgang des Artenreichtums führten, dürften bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts oder sogar früher aufgetreten sein, schreiben die Forscher in der Arbeit. Etwa die Hälfte der am Standort dokumentierten Arten wurde zuletzt in den 1950er-Jahren oder früher nachgewiesen, viele Arten waren zu dieser Zeit bereits selten. Um die Bedingungen für die Wildbienen im Gebiet wieder zu verbessern, empfehlen die Wissenschafter verstärkt historische Praktiken der Landbewirtschaftung einzusetzen, etwa die kurzzeitige intensive Beweidung und eine kleinräumige, gestaffelte Mahd. (APA)