Christopher Seiler und Ernst Molden

Walter Dunger/Hitradio Ö3

Molden und Seiler haben den Blues

Und den Folk, den Soul und den Country auch gleich noch dazu. „De Zwidan Zwa“ heißt das Debütalbum von Ernst Molden und Christopher Seiler. Willi Resetarits würde es lieben.

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Paul Pizzera hat die Amadeus Austrian Music Awards einmal mit der Stellungskommission verglichen: „Keiner ist freiwillig da und alle warten auf irgendwas.“ Ähnlich motiviert waren auch die beiden Protagonisten dieser Geschichte einst beim Galaevent der heimischen Musikbranche unterwegs. Bei einer spontanen Begegnung haben sie in ihrer beiderseitigen Ratlosigkeit sofort connected und einander spontan Respekt bekundet.

Und schon einige Jahre später war es dann so weit: Christopher Seiler verliebt sich beim Laufen in die Musik eines 15 Jahre alten Albums von Ernst Molden, das es ihm zufällig in die Kopfhörer gespült hat. Er hat sofort innegehalten und eine Insta-Nachricht abgesetzt. Die einzige, die Ernst Molden je bekommen – und auch gelesen hat.

Christopher Seiler

Walter Dunger/Hitradio Ö3

Der Anlauf zu diesem spannenden Projekt hat also durchaus gedauert, dafür war der Run im Studio in der Cselley-Mühle bei der analogen Aufnahme der zwölf Songs umso rekordverdächtiger. In eineinhalb Tagen war in Begleitung des famosen Frauenorchesters alles im Kasten. „Es weht immer ein leichter Rückenwind bei uns“, schwärmt Ernst Molden im Pop-Podcast Ö3-Dabei über die Zusammenarbeit. „Es fühlt sich an wie Urlaub“, ergänzt Christopher Seiler.

Das Kalkül hinter dem Albumtitel „De Zwidan Zwa“ zielt ein bissl ab auf Fishing for Compliments. „Jeder fühlt sich bemüßigt, sofort zu widersprechen“, lacht Christopher Seiler, der in echt natürlich ein grundsympathischer Mensch ist. So wie Ernst Molden auch, für den der Titel darüberhinaus aufgrund des Doppelstabreims einfach extrem gut klingt.

Sie haben sich lange nicht gesucht, aber zum Glück jetzt gefunden. „Ernst ist einer der komplettesten Musiker unserer Zeit“, streut Christopher Seiler seinem Kompagnon Rosen. „Bei ihm ist nix gekünstelt, seine Musik ist tief in ihm drinnen verwurzelt, - dem kannst du im Schlaf eine Gitarre umhängen und der spielt einwandfrei.“ Wahrhaftigen Künstlern wie ihm sollte seitens der Gesellschaft viel mehr Respekt in Form von viel mehr Aufmerksamkeit entgegengebracht werden, wünscht er sich.

Ernst Molden

Walter Dunger/Hitradio Ö3

Umgekehrt geizt auch Ernst Molden nicht mit Komplimenten: „Neben der Trauer um Willi Resetarits freue ich mich, dass es jetzt mit Christopher jemanden gibt, der ebenso viel Soul in die Stimme legt.“ Das soll natürlich kein Vergleich mit dem Unvergleichlichen sein, mit dem er viele Jahre lang eng zusammenarbeiten durfte, sondern vielmehr eine Anerkennung der hohen Kunst der Aneignung eines nicht selbst komponierten Liedes. „Christopher interpretiert nicht nur, sondern ist in der Geschichte der Lieder drinnen, - das haben nur die wenigsten drauf.“

Die Songs, die die beiden auf ihrem Debütalbum covern, erzählen allesamt sehr gute Geschichten. Sie handeln von Randfiguren und von Außenseitern, vom Häfn, und von gebrochenen Herzen, die im Alkohol ertränkt werden. Zwei Songs von Country-Legende Jimmie Rodgers sind drauf, „Ich lieb dich überhaupt nicht mehr“ von Udo Lindenberg, „The Weeping Song“ von Nick Cave oder „Blueberry Hill“ von Vincent Rose, aber auch Traditionals wie „Tom Dooley“. Erlaubt war, was beiden gefällt. Die einzige Eigenkomposition ist das Lied „Es Gligg“, das Christopher Seiler vor sechs Jahren geschrieben hat, eine südniederösterreichische Spätwesternballade von ziemlicher Heftigkeit.

Albumcover "De Zwidan Zwa" von Ernst Molden und Christopher Seiler

Medienmanufaktur

Für die genialen Übersetzungen ins Wienerische zeichnet natürlich Ernst Molden verantwortlich, dem man nicht nur beim Singen, sondern auch beim Reden wahnsinnig gerne zuhört, weil man immer wieder etwas lernen kann. „Die weichsten Sprachen kommen immer aus den südlichsten und wärmsten Plätzen eines Sprachraums“, sagt er im Pop-Podcast, „daher harmoniert der Slang der US-Südstaaten so gut mit unserem Dialekt.“ Ein Blick ins Booklet veranschaulicht das gut, wenn da geschrieben steht „Numma zum Waanan“, „Laurenzabeag“ oder „Do schded da Wein“.

„Do schded da Wein“ haben Molden & Seiler auch in einer Ö3-Studio-Session zum Besten gegeben. Live und direkt. Ohne Probe, ohne großes Tamtam, Gitarre eingesteckt, drauf losgeschrammelt, dazu perfekte Gesangsharmonie, First Take, Dankeschön, Auf Wiederschaun. Auf der Bühne sind sie ähnlich spontan unterwegs, inklusive Stegreif-Kabarett zwischen den Songs. Drei Mal sind sie schon aufgetreten, drei Mal gab’s Standing Ovations. Die nächste Show findet am Samstag im Csello in Oslip statt. Eine perfekte Location für Molden & Seiler. Denn im Burgenland schded bekanntlich immer viel Wein herum.

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Clemens Stadlbauer

Milenko Badzic

Ö3-Reporter Clemens Stadlbauer

Aus der Ö3-Musikredaktion...

Ö3-Reporter Clemens Stadlbauer berichtet hier regelmäßig über aktuelle Trends und News aus der Musikwelt. Neben seiner Arbeit bei Ö3 hat er fünf Bücher veröffentlicht, darunter den Bestseller „Quotenkiller“. Stadlbauer ist verheiratet und Vater einer Tochter.

„Ö3 Hoamatsound“ mit Susi Zuschmann, 20. September 2023