Ameise

pixabay.com

Ameisen heilen sich selber mit Blattlaus-Diät

  • Waldameisen stellen bei einer Pilzinfektion ihre Ernährung um und fressen sich an Ausscheidungsprodukten von Blattläusen gesund.
  • Ist die akute Infektion überwunden, kehren sie zur herkömmlichen Nahrung zurück, wie österreichische und finnische Forschende feststellten.

Ameisen haben eine Strategie entwickelt, wie sie Pilzinfektionen in den Griff bekommen. Wenn sich die grauschwarze Sklavenameisen, die in den heimischen Wäldern stark vertreten sind, mit den Krankheitserregern infiziert haben, passen sie ihre Ernährung an. Sie ernähren sich dann verstärkt von Sekreten von Blattläusen.

Ameisen kommen fast überall auf der Erde vor und sie haben einen interessanten Weg der Immunabwehr entwickelt, um mit der Bedrohung einer Krankheit fertig zu werden.

Jason Rissansen vom Institut für Biologie der Universität Graz hat ihn gemeinsam mit Kollegen aus Finnland, der Niederlande und Deutschland untersucht und die Studienergebnisse in der aktuellen Ausgabe des „Journal of Biology Letters“ veröffentlicht, wie die Uni Graz am Mittwoch mitteilte.

Ameisen und Blattläuse treten häufig gemeinsam auf. Die Ameisen haben es dabei auf die Ausscheidungsprodukte der Läuse abgesehen, die neben Kohlenhydraten auch wertvolle Aminosäuren enthalten. Und Pflanzen, die durch Blattläuse gestresst sind, produzieren sauerstoffhaltige Moleküle mit sehr großer chemischer Reaktionsbereitschaft (ROS) - Wasserstoffperoxid beispielsweise. Diese flüssige Verbindung aus Wasserstoff und Sauerstoff (H2O2) wird in vielen Haushalten u. a. als Desinfektions- und Bleichmittel eingesetzt. Über den Honigtau der Blattläuse dürften die freien Sauerstoffradikale wohl auch in den Organismus der Ameisen gelangen.

Bei Krankheit gibts Blattlaus-Diät

„Wir konnten erkennen, dass die Ameisen, die einem Pilzpathogen ausgesetzt waren, ihre Ernährung umstellten, die stärker mit Blattläusen angereichert war“, fasste Rissansen, die jüngste Studie zusammen. Für die Studie wurde den von einem Pilz befallenen Ameisen Nahrung in drei unterschiedlichen Blattlaus-Konzentrationen angeboten. Wenn sie infiziert waren, ernährten sie sich während der akuten Phase der Infektion vom Futter mit einem höheren Anteil zerkleinerter Läuse. Das Wasserstoffperoxid, das in den winzigen Tierchen enthalten ist und desinfizierend wirkt, könnte bei der Bekämpfung der Erkrankung eine Rolle spielen. „Die Sterblichkeitsrate unter den erkrankten Ameisen wurde dank der geänderten Zusammensetzung deutlich reduziert“, hielt Rissanen, fest.

Besseres Verständnis für Wert gesunder Ökosysteme

Die Autoren sprachen auch die Bedeutung der Artenvielfalt als Teil eines komplexen Systems von Ernährung und Selbstmedikation an: Die Entdeckung von natürlichen Arzneimittelquellen und wie Tiere eine Diät verwenden, um Immunreaktionen auszugleichen oder direkt zu bekämpfen, helfe zu verstehen, „wie gesunde und vielfältige Ökosysteme den Tieren Vorteile gegen die allgegenwärtige Bedrohung durch Krankheiten bieten“, so die Autoren abschließend.

(APA/KO)