Stop-Schild an einer Autobahnauffahrt

Daniel Scharinger / picturedesk.com

Bilanz 2023: Starker Anstieg bei Geisterfahrten

444 Mal hat die Ö3-Verkehrsredaktion im vergangenen Jahr das Programm unterbrochen, um vor Geisterfahrern zu warnen. Das bedeutet einen starken Anstieg von 54 Meldungen (14 Prozent). Verdoppelt hat sich die Zahl der Geisterfahrer-Unfälle – bei 14 Unfällen wurden zwei Menschen getötet. Bei den Bundesländern verzeichnen vor allem Kärnten, die Steiermark und Oberösterreich starke Zuwächse.

Mit 444 Geisterfahrer-Meldungen und einem Plus von 54 Ö3-Durchsagen hat sich die Situation 2023 gegenüber den Jahren davor drastisch verschlechtert. Die Anzahl bedeutet den höchsten Wert seit 2008.

Geisterfahrerstatistik

Hitradio Ö3/ Canva

Kärnten überholt Steiermark

In der Bundesländer-Reihung hat Niederösterreich trotz eines leichten Rückgangs mit 93 Meldungen erneut die Nase vorn. Dahinter überholt Kärnten erstmals die Steiermark. In beiden Bundesländern ist die Anzahl deutlich gestiegen, wie auch in Oberösterreich. Zuwächse gibt es auch in Salzburg, Vorarlberg und Wien. In Tirol und im Burgenland gehen die Zahlen wie in Niederösterreich zurück.

Geisterfahrerstatistik

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Geisterfahrer-Hotspot Villach

Das Autobahnteilstück mit den meisten Geisterfahrer-Meldungen ist wie schon 2022 der „Wörthersee-Abschnitt“ auf der Südautobahn (A2) zwischen Klagenfurt und Villach mit 23 Meldungen. Zählt man alle Geisterfahrer rund um den Knoten Villach auf der A2, der A10 und der A11 zusammen, kommt man sogar auf 62 Durchsagen. Das bedeutet, jeder siebente Geisterfahrer ist 2023 im Großraum Villach unterwegs.

Geisterfahrerstatistik

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Doppelt so viele Geisterfahrer-Unfälle

2023 verursachen Geisterfahrer 14 Unfälle (2022: 7). Zwei Menschen kommen dabei ums Leben - im Jänner eine 48-jährige Geisterfahrerin in Kärnten und im November ein 26-jähriger Geisterfahrer in OÖ. Mehr als verdoppelt hat sich die Zahl der Verletzten. Acht Menschen werden schwer, 15 weitere leicht verletzt. Seit 1987 sind 122 Personen bei Geisterfahrer-Unfällen getötet worden.

Acht Geisterfahrer an nur einem Tag

Der 23. Dezember 2023 ist ein außergewöhnlicher Tag für die Verkehrsredaktion. Einen Tag vor Weihnachten muss Ö3 acht Mal vor Geisterfahrern warnen. Das ist die zweitgrößte Anzahl an einem Tag seit Beginn der Aufzeichnungen. Der Tagesrekord von 10 Meldungen pro Tag wird nur knapp verfehlt.
Insgesamt bleiben Geisterfahrer ein „Freizeitphänomen“: Seit vielen Jahren sind die meisten Geisterfahrer am Wochenende und in den Abendstunden unterwegs. Im Jahresverlauf ungewöhnlich ist, dass der November und der Dezember die stärksten Monate des Jahres sind. Üblicherweise besteht in den Sommermonaten die größte Gefahr, einem Geisterfahrer zu begegnen.

Geisterfahrerstatistik

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Psychische Probleme Mitgrund für mehr Geisterfahrer

Die Hauptgründe für Geisterfahrten sind nach Angaben des Kuratoriums für Verkehrssicherheit:

  • 48% Alkohol- und Drogeneinfluss
  • 38% Orientierungslosigkeit wegen Überforderung und Ablenkung
  • 14% Bewusstes Umdrehen

Etwa sieben von zehn Geisterfahrern sind männlich. Geisterfahrerinnen sind weiter in der Minderzahl, ihr Anteil war zuletzt jedoch steigend.

Laut Verkehrspsychologin Dr. Bettina Schützhofer sind zuletzt immer mehr Menschen psychisch belastet durch persönliche Schwierigkeiten wie Teuerung und Stress im Job, aber auch durch globale Krisen wie der Pandemie, den Kriegen und der Klimakrise. Diese Sorgen beeinträchtigen auch unsere Konzentrationsfähigkeit beim Autofahren. Dies ist laut Psychologin ein Mitgrund für den Anstieg sowohl der Verkehrstoten im vergangenen Jahr als auch der Geisterfahrten.

Dieser Beitrag begleitet die Sendung „Ö3-Wecker“, 24. Jänner 2024 (BW)