Lukas Zeiler

Leola Rua

WHSPRS: Österreichs erster Popstar im Metaverse

Mittels VR-Brille und Body-Tracker schlüpft er in den Körper seines Fuchs-Avatars, geht auf eine 3D-Bühne, und spielt dort vor tausenden Fans aus aller Welt ein Konzert. In Wirklichkeit performt WHSPRS alleine in seinem Schlafzimmer. Im Metaverse spielt’s jetzt schon die Zukunft der Musik.

Facebook, Instagram und TikTok muten im Vergleich zum Metaverse wie digitales Mittelalter an. Und eine Ö3-Studio-Session, in der WHSPRS mit seiner punkigen Band leibhaftig seinen bislang bekanntesten Song „Fox Boy“ performt hat, wirkt so gesehen wie ein Gig aus der Steinzeit. Aber cool war’s trotzdem, oder vielmehr hot, wie der echte Schweiß im fetzigen Video eindrucksvoll beweist. Live is eben Life.

Mehr als 250 Konzerte hat Lukas Zeiler, so heißt WHSPRS im bürgerlichen Leben, schon in diversen Underground-Clubs im Metaverse gespielt. Nach den Auftritten hängt er noch mit den Leuten ab, tauscht sich aus, macht Fotos, und trinkt ein Bier mit ihnen. Wobei es schon wichtig ist, dass dieses Bier dann auch in echt zuhause im Kühlschrank lagernd ist, weil sonst wäre es ja Fake.

Lukas Zeiler als WHSPRS

Lukas Zeiler

Man muss heutzutage also nicht mehr spätnachts in die angesagten Clubs der Stadt ausschwirren, um dort den aktuell musikalisch heißesten Scheiß live abzuchecken. Man kann das nun auch bequem vom Sofa aus machen. Im Metaverse gibt es bereits eine gut aufgestellte Subkultur-Szene, mit vielen Live- und Dance-Clubs, in der vielleicht jetzt gerade jene aufstrebenden Acts auftreten, die dann morgen schon die ganze Welt kennt.

WHSPRS verlangt mittlerweile Eintritt für seine Gigs. „Früher war alles noch stark Community-based, man hat es gemacht, weil es cool war, da ganz vorne mitzumischen“, sagt er im Pop-Podcast Ö3-Dabei, „aber mittlerweile monetarisiert sich die Szene schön langsam, Major Labels und Big Companies schicken ihre Scouts aus, um abzuchecken, was so abgeht.“ Was bei den Puristen und Early Adopters natürlich auf wenig Gegenliebe stößt. Es droht wie einst der Ausverkauf des Punk.

Wenn man sich bei einem Gig von WHSPRS ins Publikum mischt, ist man umgeben von Tieren, Fabelwesen, aber auch eine Pizzaschnitte kann neben dir gerade voll zur Musik abgehen. Die Avatare sind Ausdruck der Persönlichkeit der Menschen dahinter, daher wird viel Zeit und Liebe in deren Gestaltung investiert. So wie in konventionellen Sozialen Medien will man sich eben auch hier von seiner besten Seite präsentieren.

Und man kann sich natürlich auch gut connecten bei so einem Konzert. Seine momentan besten Freunde hat Lukas alle im Metaverse kennengelernt. Im wirklichen Leben besucht er sie jetzt oft und gerne in Deutschland. Es tun sich aber weltweit auch tolle Kontakte zu anderen Kreativen auf. Allein die kommerziellen Verwertungsmodelle lassen noch ein bisschen zu wünschen übrig. Jetzt muss man als Künstler halt schauen, dass man die Leute über seine 3D-Gigs anfixt und dann in die normale digitale Welt hinüberschleust.

WHSPRS ist das bislang ganz gut gelungen. Mit mehr als einer halben Million Streams auf Spotify ist er der erste österreichische Popstar, der aus dem Metaverse kommt. Soeben hat er sein neues Album „Sad, Drunk and Needy“ veröffentlicht. Der Albumtitel suggeriert, dass es ihm zum Zeitpunkt des Songwritings nicht wahnsinnig gut gegangen ist. „Eine Beziehung ist in die Brüche gegangen“, erinnert er sich, „ich habe meinen Freundeskreis komplett ausgetauscht und habe einen neuen Job angefangen, was auch ziemlich stressig war.“

Heute geht es dem Austro-Engländer wieder gut. Musik funktioniert tatsächlich als Therapie. „Fox Boy“, sein bislang größter Hit, ist im Metaverse zur Hymne geworden. Wie geht Liebe im digitalen Raum? Liebt man den Avatar oder die Person dahinter? Hier tut sich Potenzial für viele völlig neuartige Lovesongs auf. Mit „Fox Boy“ hat WHSPRS offenbar einen Nerv getroffen. Geht es doch auch um die Idealisierung von Content-Creators und um die damit verbundene Frage, ob die wirklich so sein müssen, wie man sie sich vorstellt?

Lukas Zeiler als WHSPRS

Hitradio Ö3/Kofler

Coole Seventies-Vibes blitzen auf in seinen Songs, aber auch die 2000er lassen grüßen. Diese Retro-Liebe ist seinem Vater geschuldet, der in Liverpool in vielen Bands gespielt hat. Und logisch auch, dass beide Riesenfans des FC Liverpool sind. Der ist aktuell punktegleich mit Arsenal an zweiter Stelle in der Premiere League. Sieben Spielrunden stehen noch an. Alles andere als der Meistertitel ist für WHSPRS undenkbar. Sonst kriegt er die Krise. Und der Albumtitel ist plötzlich wieder aktuell.

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Die beste Möglichkeit, Stars besser kennenzulernen, sind ausführliche Interviews. Die gibt es ab sofort in voller Länge in diesem Pop Podcast von Ö3 zu hören. Tina Ritschl und Clemens Stadlbauer präsentieren jede Woche einen spannenden Gast aus der heimischen oder internationalen Musikszene. Vom vielversprechenden Newcomer bis hin zum glamourösen Superstar. Alle aus der Ö3 Playlist. Überall wo es Podcasts gibt.

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Song Contest
Clemens Stadlbauer

Milenko Badzic

Ö3-Reporter Clemens Stadlbauer

Aus der Ö3-Musikredaktion...

Ö3-Reporter Clemens Stadlbauer berichtet hier regelmäßig über aktuelle Trends und News aus der Musikwelt. Neben seiner Arbeit bei Ö3 hat er fünf Bücher veröffentlicht, darunter den Bestseller „Quotenkiller“. Stadlbauer ist verheiratet und Vater einer Tochter.

Dieser Beitrag begleitet die Sendung „Ö3-Hauptabendshow“, 11. April 2024