Die Preisträger bei den Amadeus Awards 2024

Hitradio Ö3/Thomas Wunderlich

Amadeus Awards: Viele Preise, wenige Träger

RAF Camora gewinnt „Album des Jahres“ in Abwesenheit. Wanda gewinnen den „Ö3-Song des Jahres“ und schicken Grüße aus der Schweiz. AUT of ORDA gewinnen „Pop/Rock“ und sind auch nicht im Wiener Volkstheater präsent. Die Preisträger haben sich heuer bei der Amadeus-Gala wahrlich keinen Bruch gehoben. Ein schöner Abend war’s trotzdem.

Wer sich an den Auftritt von Wanda voriges Jahr bei der Gala erinnert, kriegt heute noch eine Gänsehaut. Frontman Marco Michael Wanda hat seine Performance mitten im Song gestoppt, um einen gesonderten Applaus für seinen Freund Christian Hummer einzufordern. Der Keyboarder der Band war wenige Monate zuvor nach schwerer Krankheit verstorben. Das selbstbetitelte Album „Wanda“ war das letzte, an dem er mitgewirkt hat. Es wurde als „Album des Jahres“ ausgezeichnet.

Amadeus Austrian Music Awards 2024

FLORIAN WIESER / APA / picturedesk.com

Und heuer gewinnen Wanda folgerichtig die Kategorie „Ö3-Song des Jahres“. Die berührende Ballade „Bei niemand anders“ war ganz klar das musikalische Meisterwerk des Jahres. Geschrieben hat es Marco Michael Wanda nicht nur für Christian, sondern auch für seinen Vater, der wenige Monate später leider auch verstorben ist. Ein Song, der in seiner Trauer alle Menschen verbindet, die ebenfalls einen lieben Menschen verloren haben.

Als zweiten Preis haben Wanda die Kategorie „Live-Act des Jahres“ gewonnen. So wie voriges Jahr auch schon. Damit ist wohl endgültig klar, wer die beste Rockband des Landes ist. Die Bühne im Wiener Volkstheater hätten Wanda vor Freude garantiert zerlegt. In diesen Genuss sind dafür ihre Fans in Bern gekommen, wo sie zeitgleich zur Amadeus-Verleihung das zweite Konzert ihrer großen Schweiz/Deutschland-Tournee gespielt haben.

Nicht ganz so weit weg waren AUT of ORDA, die zeitgleich zur Amadeus-Gala ein Konzert in Innsbruck gespielt haben. Selbes Dilemma also wie bei Wanda. Im Westen viel Neues, im Osten alles beim alten. RAF Camora, der bereits zum zweiten mal „Album des Jahres“ gewonnen hat, diesmal für „XV“, glänzte ebenfalls durch Abwesenheit, was in seinem Fall aber durchaus verständlich ist, da er sich nach seinem schweren Hörsturz noch immer in Rekonvaleszenz befindet. Den Preis hat für ihn Rapper Pireli entgegengenommen, und er versichert, dass RAF stärker denn je zurückkommen wird.

Der heuer zweifach nominierte Josh. hat gestern eine Show in München gespielt. War also genauso nicht anwesend wie der zeitgleich in Steyr aufspielende Ernst Molden, der somit den Amadeus in der Kategorie „Jazz/World/Blues“ für sein famoses Bandprojekt Molden & Seiler feat. Das Frauenorchester ebenfalls nicht persönlich entgegennehmen konnte. Und wo war Christopher Seiler schnell noch einmal?

An diesen Terminkollisionen ist natürlich niemand schuld. Tourneen werden meist schon lange vorher gebucht, bevor der Termin für die Amadeus-Gala feststeht. „Ich würde nie einen Gig wegen einer Preisverleihung canceln“, sagt Paul Pizzera, „so sehr wir uns über unseren ersten Amadeus freuen, das Publikum ist uns dann doch wichtiger als die Musikbranche.“ Dennoch könnte es nicht schaden, wenn die Amadeus-Verantwortlichen ihre Einladungen eventuell ein bisschen bestimmter und auch herzlicher aussprechen würden.

Ö3-Musikredakteur Clemens Stadlbauer im Interview mit Alexander Van der Bellen bei den Amadeus Awards 2024

Hitradio Ö3/Thomas Wunderlich

Zum Glück ist Österreichs Musikszene aber so breit und vielfältig aufgestellt, dass noch immer genügend Glanz und Gloria im Volkstheater anzutreffen war. Alle Achtung sind über den Roten Teppich geschlendert, ESC-Starterin Kaleen, Tagtraeumer, Tina Naderer, Julian Le Play, Folkshilfe, Rian, Ness, Paenda, und auch der von Bundespräsident Alexander van der Bellen höchstpersönlich mit dem Amadeus für sein Lebenswerk ausgezeichnete Hubert von Goisern, - der ist allerdings nicht geschlendert, sondern nach einem Skiunfall auf Krücken daher gehumpelt.

Dass der junge Salzburger Jacob Elias mit „Situationship“ und die junge Steirerin Anna-Sophie mit „Insanity“ die Amadeus-Gala eröffnen durften, war eine schöne Geste an den heimischen Nachwuchs. Danach waren Cari Cari wieder in ihrer eigenen Lässigkeits-Liga unterwegs, der Auftritt von Avec war wie immer einfach nur schön, und Melissa Naschenweng, Preisträgerin in der Kategorie „Schlager/Volksmusik“, und Chris Steger haben mit ihrer Live-Performance dann endlich für den so sehnlich vermissten Starfaktor gesorgt.

Amadeus Austrian Music Awards 2024 Chris Steger auf der Bühne

FLORIAN WIESER / APA / picturedesk.com

Chris Steger auf der Bühne

Apropos. Otto Jaus hat übrigens auch kurz vorbei geschaut. Am Gehsteig vor dem Volkstheater hat er sich mit seinem E-Scooter am Weg ins Krankenhaus kurz eingebremst, um die frohe Kunde zu verbreiten, dass er soeben zum zweiten Mal Papa geworden ist. Gratulation! 4,5 Kilo hat der kleine Kraftlackl bei der Geburt gewogen. Ein schönerer Gewinn als jeder Amadeus. Und diesen ganz besonderen Preis wird Otto Jaus auf jeden Fall höchstpersönlich nach Hause tragen. Geht doch.

Song Contest
Clemens Stadlbauer

Milenko Badzic

Ö3-Reporter Clemens Stadlbauer

Aus der Ö3-Musikredaktion...

Ö3-Reporter Clemens Stadlbauer berichtet hier regelmäßig über aktuelle Trends und News aus der Musikwelt. Neben seiner Arbeit bei Ö3 hat er fünf Bücher veröffentlicht, darunter den Bestseller „Quotenkiller“. Stadlbauer ist verheiratet und Vater einer Tochter.

Dieser Beitrag begleitet die Sendung „Ö3-Supersamstag“, 27. April 2024