Schöne Erinnerungen und schlaue Erkenntnisse

Vier Tage Nova Rock sind Geschichte. 220.000 Fans kehren zurück in den Alltag. Mit schönen Erinnerungen und schlauen Erkenntnissen.

Die Publikumsmagneten

Es hat sich schon während des Auftritts von Bullet for my Valentine abgezeichnet, als vom Campingplatz eine wahre Völkerwanderung zur Blue Stage eingesetzt hat. Alle, aber auch wirklich alle, wollten diese eine Band sehen: Limp Bizkit! Obwohl sie seit fünfzehn Jahren kaum neue relevante Musik veröffentlicht haben, ist Fred Durst bei den Kids absoluter Kult.

Und der Mann hat geliefert: Schon bei den ersten Takten sind alle Motherfuckers, wie Fred Durst seine Fans liebevoll nennt, wie von Sinnen herum gejumpt, - die gigantische Staubwolke, die sie dabei aufgewirbelt haben, hat sich bis weit hinein nach Ungarn gezogen.

Der Beitrag aus dem Ö3-Wecker zum Nachhören:

Limp Bizkit heizen den Fans beim Nova Rock ein

PS: Phänomenal war auch, was sich bei Krautschädl abgespielt hat. Die drei Oberösterreicher hatten am frühen Nachmittag mehr Zuschauer als so mancher prominente Act am Abend. Seiler und Speer ausgenommen. Die haben Marilyn Manson das Fürchten gelehrt, weil der nach ihnen nur abstinken konnte.

Kräutschädl locken die Massen zur Red Stage am Nova Rock

Das Wetter spielt keine Rolle

Im Grunde genommen waren es zwei Festivals in einem: Die ersten beiden Tage waren kalt, windig und regnerisch, die letzten beiden Tage sommerlich heiß. Zuerst war der Boden schlammig, dann staubtrocken. Aber Bodenkultur interessiert hier niemanden so wirklich. Es ist wie es ist. Kein Grund zum Jammern also. Das Nova Rock ist so was wie die fünfte Jahreszeit und da herrscht immer gutes Klima.

Willkommenskultur wird groß geschrieben

Am Nova Rock ist jeder willkommen. Der ärgste Freak genauso wie der biederste Spießer. Hier dürfen alle so sein wie sie sind. Niemand wird ausgegrenzt. Im Gegenteil. Man respektiert und hilft einander, passt aufeinander auf und feiert gemeinsam die Musik und das Leben.

Zur Veranschaulichung: Am Festivalgelände wurlt es ja ständig wie in einem Ameisenhaufen. Aber jedes Mal, wenn Festivalbesuchern auf ihren entgegengesetzten Wegen eine Kollision droht, bestehen alle sofort reflexartig auf den Vortritt des jeweils anderen. So höflich geht es im wirklichen Leben leider nicht zu. Der erste Stinkefinger im Wiener Straßenverkehr ist wohl nur eine Frage der Zeit.

Gutes Zeugnis für den Veranstalter

Die durch viele Unfälle auf der A4 verursachten Probleme bei der Anreise haben extrem an seinem Nervenkostüm gezerrt. Und auch als das Gelände im Dauerregen untergehen zu drohte, war seine Stimmung am Adria-Tiefpunkt. Doch mit viel Kraft und Anstrengung hat es Nova-Rock-Chef Ewald Tatar letztendlich wieder geschafft, 220.000 Fans ein unvergessliches Abenteuerwochenende zu ermöglichen. Er selbst hat am Donnerstag sein eigenes Festival für ein paar Stunden verlassen, um seiner Tochter zur bestandenen Matura zu gratulieren. Auch dafür gebührt ihm ein Einser.

Rock hält fit

Der Mann wird seinem Namen gerecht: Billy Idol ist tatsächlich ein Vorbild, wenn es darum geht, in Würde zu altern. Im Alter von 62 Jahren muss man sich einen nackten Oberkörper erst einmal leisten können. Nackte Haut unter schwarzem Leder: Viel cooler kann ein Rockstar nicht sein. Von so einem Traumkörper können viele Kids im Publikum nur träumen – Flesh for Fantasy.

Mein Fitnesstipp: Fest weiter rocken bis Die Ärzte kommen. Wir sehen uns im Juni 2019 beim Nova Rock!

Noch mehr Eindrücke vom Nova Rock 2018:

Aus der Ö3-Musikredaktion...

Ö3-Reporter Clemens Stadlbauer berichtet hier regelmäßig über aktuelle Trends und News aus der Musikwelt.

Neben seiner Arbeit bei Ö3 hat er fünf Bücher veröffentlicht, darunter den Bestseller „Quotenkiller“. Stadlbauer ist verheiratet und Vater einer Tochter.

Nachlese:

Nova Rock: Dancing with Myself
Post von Krautschädl an Andreas Gabalier
Nova Rock - Ans, Zwa, Drei

Der Ö3-Wecker mit Robert Kratky, 18. Juni 2018