Home-Sweet-Homeoffice: Tag 18
Das war jetzt höflich formuliert. Ich könnte auch anders. Ostern geht mir heuer extrem auf die Eier, wäre zum Beispiel naheliegend gewesen. Ich peck’s nicht. Oder: Hätte der Hund nicht geschissen, hätte er den Hasen gefangen. In anderen Worten: Wären wir drinnen nicht zum Nichtstun verurteilt, würden wir draußen vielleicht den Osterhasen vorbei hoppeln sehen.
Ich hätte in den Osterferien vielleicht auch einen Bären gesehen. Den hätte ich euch sofort aufgebunden. Als Insta-Post aus der Hohen Tatra, wo wir ausgiebige Wanderungen gemacht hätten. Durch unberührte Natur, abseits jeglicher Zivilisation, tief hinein in die Wälder. Aber leider stellt uns das Corona-Virus einen Baum auf. Nur einen. Und der steht genau vor dem Fenster von meinem Home-Office, das ich in den Osterferien nicht verlassen darf.
Aus Protest werde ich zu Ostern einen Western schauen. Und dazu Erdbären essen. Womit wir wieder in der Home-School wären. Meine neunjährige Tochter hat alle Deutschaufgaben fehlerfrei erledigt. Ich bin echt stolz auf sie. Mit Mathematik ist sie auch fast fertig. Nur eine Aufgabe ist nicht zu schaffen: Sie kann sich unmöglich ausrechnen, wie langweilig ihre Ferien sein werden. Es bricht einem das Herz. Das hat sie sich nicht verdient.
Und Pfingsten könnte noch härter werden. Da würde sie in den Ferien auf ein Sportcamp ins steirische Schielleiten fahren. Sie schwärmt jetzt schon davon. Nur zur Einordnung: Wir reden hier von Ende Mai/Anfang Juni. Da sollten wir unser altes Leben doch längst wieder zurück gewonnen haben. Klar, die Hoffnung lebt, aber mein sonst so stark ausgeprägter Optimismus ist mir leider völlig abhanden gekommen. Ich sehe gerade keine Zukunft. Nicht einmal The Day after Tomorrow.
Aber man soll ja bekanntlich das Beste aus dieser schwierigen Situation machen. Auch wenn es zunehmend schwerer fällt. Zum Glück gibt es so herzensgute Menschen wie J.K. Rowling, die jetzt im Kampf gegen die Langeweile eine neue Harry-Potter-Page gratis online gestellt hat, mit vielen Leseproben, Rätseln, Puzzles und Malanleitungen. Meine Tochter wird verzaubert sein.
Schachmatt der Langeweile, sagt der internationale Großmeister Rainer Buhmann auf seiner Homepage. Der deutsche Satiriker Jan Böhmermann hat ja einmal gemeint, dass Fußball wie Schach sei, nur ohne Würfel. Dieser Spruch beschreibt ganz gut mein spielerisches Niveau, obwohl ich Schach liebe. Es dauert aber nicht mehr lange, und meine neunjährige Tochter fegt mich vom Brett. In den Osterferien könnte es schon so weit sein. Im Spiel ist sie eine wahre Königin. Ich hingegen nur ein kleiner Stadlbauer.
Der vorige Blog-Eintrag zum Nachlesen:
Home-Sweet-Homeoffice: Tag 17
Aus der Ö3-Musikredaktion...
Ö3-Reporter Clemens Stadlbauer berichtet hier regelmäßig über aktuelle Trends und News aus der Musikwelt.
Neben seiner Arbeit bei Ö3 hat er fünf Bücher veröffentlicht, darunter den Bestseller „Quotenkiller“. Stadlbauer ist verheiratet und Vater einer Tochter.
(CS)