Home-Sweet-Homeoffice: Tag 9

In der Home-School sitzen die lieben Kleinen dieser Tage diszipliniert an ihren Schreibtischen und arbeiten brav den vorgegebenen Lernstoff ab. Meine neunjährige Tochter ist leider nicht so verhaltensgestört.

Ihrer Auffassung nach beinhaltet Home-Schooling nämlich auch, mit einem Blasrohr Wurfpfeile auf meinen Laptop zu feuern. Post-its mit Sinnlos-Gekraxel in der ganzen Wohnung zu verteilen, ist auch ein beliebter Gegenstand. Im Sportunterricht jagt sie die Katze durch alle Zimmer. Zwischen Deutsch und Mathematik schaltet sich wie von Zauberhand die Switch ganz von selbst ein. Und Jausenbrote werden neuerdings mit Schokobananen garniert.

Falls ich jemals wieder ein Comeback auf meinem Arbeitsplatz in der Redaktion feiern sollte, bitte ich meine Kollegen jetzt schon um Nachsicht, wenn ich ihnen ab und zu einen Flummi an den Kopf werfe. Ich brauche das mittlerweile, um mich halbwegs gut konzentrieren zu können.

„Was sagen Sie dazu, dass immer mehr Lehrer pädagogisch veranlagt sind?“ Auf diese legendäre Frage des Ö3-Mikromanns haben einst viele Passanten entsetzt reagiert. Ich muss gestehen, dass ich zum Lehrer nicht tauge. Schon allein deshalb, weil ich so manchen Stoff selber kaum kapiere. Und wir reden hier von der dritten Klasse Volksschule. In Mathematik steht zum Beispiel gerade Division an. Da habe ich mich sofort subtrahiert.

In Deutsch bin ich hingegen sehr gut. Als Autor von fünf Büchern darf ich das getrost behaupten. Wenn ich jetzt mit meiner Tochter die Zeitformen durchgehe, merke ich aber plötzlich, wie kompliziert und unlogisch die deutsche Sprache ist. Ich biete – ich bot. Ich bitte – ich bat. Ich bringe – ich brachte. Warum nicht: Ich biete – ich bietete. Ich bitte – ich bot. Ich bringe – ich brang? Wie lautet die allgemeingültige Regel dazu? Ich konnte es meiner Tochter nicht erklären. Ich verzwiefel.

In England haben sie jetzt spät aber doch auch einen Shutdown. Für die Briten, die ja bekanntlich so gerne austreten, ein ganz besonderer Schock. Für den britischen Humor allerdings ein Segen, wie diese Fotomontage zum Thema Home-School schön beweist.

Ich befürchte allerdings, dass den Engländern das Lachen schon bald gründlich vergehen wird. Ich stelle mir gerade vor, wie schön es wäre, wenn Winston Churchill statt Boris Johnson die Corona-Krise managen würde: „Ein Staatsmann muss sagen können, was getan werden soll. Und er muss hinterher erklären können, warum es nicht getan worden ist.“ Aber so, Anarchy in the UK. Stefan, der Sohn meines Cousins aus Enns, ist soeben zurück aus London, wo er für eine kanadische Softwarefirma gearbeitet hat. Die ganze Familie ist heilfroh. Welcome back in Austria!

Nena

AAPimages® / Alive Press / picturedesk.com

Zum Schluss noch Happy Birthday an Nena! Unglaubliche 60 Jahre alt ist sie geworden. Leider habe ich mein Bravo-Starschnitt-Poster nicht mehr. Das wäre eine schöne und sinnvolle Beschäftigung gewesen, es hier im Home-Office wieder zusammen zu kleben. Und dazu ganz laut „Nur geträumt“ aufdrehen. „Ich bin so allein, ich will bei dir sein ... Wir haben uns lange nicht mehr gesehen, ich werd’ mal zu Dir rüber gehen.“ Noch immer so ein geiler Song. Ich muss den jetzt hören. Den Text blende ich aber aus. Sonst kriege ich die Krise. Ich werde nämlich nirgendwo hingehen.

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Home-Sweet-Home-Office: Tag 8

Song Contest
Clemens Stadlbauer

Milenko Badzic

Clemens Stadlbauer

Aus der Ö3-Musikredaktion...

Ö3-Reporter Clemens Stadlbauer berichtet hier regelmäßig über aktuelle Trends und News aus der Musikwelt.
Neben seiner Arbeit bei Ö3 hat er fünf Bücher veröffentlicht, darunter den Bestseller „Quotenkiller“. Stadlbauer ist verheiratet und Vater einer Tochter.

(CS)