Psychiater Christoph Pieh zu Gast im Ö3-Wecker-Studio

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Corona belastet deine Psyche: Das kannst du tun

Seit Beginn der Corona-Krise haben viel mehr Menschen psychische Probleme wie Schlafstörungen oder Ängste als davor. Besonders die Jungen sind betroffen. Das zeigt eine aktuelle Studie der Donau Uni Krems. Der Studienleiter war zu Gast im Ö3-Wecker.

Jeder dritte junge Mensch betroffen

Ängste, Schlafstörungen, Antriebslosigkeit: Jeder und jede dritte junge Erwachsene in Österreich zwischen 18 und 35 kämpft derzeit mit solchen psychischen Beschwerden, sagt Psychiater Christoph Pieh von der Donau Uni Krems: „Aber auch Frauen sind besonders belastet; Menschen, die keine Arbeit haben oder während der Krise ihre Arbeit verloren haben; Alleinstehende oder Menschen, die in einer unglücklichen Beziehung leben.“

Psychiater Christoph Pieh zu Gast im Ö3-Wecker-Studio

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Über 6 Monate hinweg hat Christoph Pieh mit seinem Team die psychische Gesundheit der Österreicherinnen und Österreicher untersucht - mit 3 Befragungen im April, Juni und September. Diese Zeit war eine psychische Dauerbelastung, sagt Pieh. Entspannung habe es auch nach Ende des Lockdowns nicht gegeben.

Seit Beginn der Pandemie leiden konstant rund 8 Prozent der Menschen unter schweren depressiven Beschwerden, bei einer Untersuchungen 2014 war es nur 1 Prozent. Personen über 65 Jahren seien mit Abstand am besten durch die Krise gekommen. Eine Annahme ist, dass sie im Vergleich zu jungen Menschen bereits Krisen durchlebt haben und wissen, dass es auch die Zeit nach der Krise gibt.

Bewegung und Kontakte helfen

Die Ergebnisse der aktuellen Studien würden zeigen, wie wichtig zum Beispiel Sport sei, sagt Pieh. Menschen, die regelmäßig körperliche Bewegung betreiben, sind weniger belastet während der Pandemie: „Regelmäßige körperliche Bewegung hat mitunter eine ähnlich gute Wirkung wie ein Antidepressivum.“ Aber auch die Menschen, die ein gutes soziales Netzwerk oder eine positive Lebenseinstellung haben, meistern die Krise leichter.

Psychiater Christoph Pieh zu Gast im Ö3-Wecker-Studio

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Hilfe suchen bei dauerhaft starker Belastung

Wenn die Probleme zu groß werden, sollte man sich Hilfe suchen, sagt Psychiater Christoph Pieh: „Gerade in schweren Fällen ist eine professionelle Hilfe in der Regel notwendig.“ Schwere depressive Beschwerden liegen laut der Studie seit Beginn der Pandemie konstant bei rund 8 Prozent der Bevölkerung und damit um ein vielfaches höher als bei früheren Untersuchungen. „Dieser Anstieg verdeutlicht die psychischen Auswirkungen der Pandemie und bedarf einer raschen und speziell auf die aktuelle Situation angepasste Hilfe." Anlaufstellen sind da die Hausärztinnen und Hausärzte sowie unterschiedliche Telefonnummern.

Hier findest du telefonische Hilfe

Ö3-Kummernummer
Seit bald 40 Jahren ist es uns ein besonderes Anliegen, mit der Ö3-Kummernummer eine verlässliche Anlaufstelle zu bieten, wenn sonst vielleicht niemand da ist, der zuhören kann oder will. Die Ö3-Kummernummer ist unter 116 123 aus allen Netzen zum Nulltarif erreichbar - absolut anonym, täglich von 16 bis 24 Uhr.

Psychotherapie Helpline
Die Psychotherapie Helpline 0720 12 00 12 wird von Psychotherapeutinnen und -therapeuten betreut und steht täglich von 8 bis 22 Uhr für telefonische Krisengespräche zur Verfügung.

Weitere Psychotherapeutische Hotlines aus verschiedenen Bundesländern - teilweise auch Rund-um-die-Uhr-Angebote - findest du HIER

Rat auf Draht: 147

Telefonseelsorge: 142

Der Ö3-Wecker mit Robert Kratky, 13. Oktober 2020 (Max Bauer)