Christopher Seiler in der Gruft

Caritas Wien

Christopher Seiler – Menschliche Wärme gegen klirrende Kälte

Auf an Bangl liegt a Toda und da Schnee deckt eam zua, singen Seiler und Speer in ihrem Weihnachtslied „Der letzte Schnee“. Damit so etwas künftig nicht in unserem Land passiert, engagiert sich Christopher Seiler nun bei der Caritas und schnürt dort Gruft-Winterpakete.

20.000 Menschen haben in Österreich momentan kein Dach über dem Kopf. Knapp 150.000 Menschen sitzen in Wohnungen, die sie nicht mehr angemessen heizen können. „Der Druck steigt“, sagt Klaus Schwertner, Caritas-Direktor der Erzdiözese Wien, „weil viele mittlerweile mehr Geld für die Energie als für die Miete zahlen müssen. Die Zahl jener, die sich an uns wenden, weil sie von Delogierungen betroffen sind, ist hoch.“ Bei der klirrenden Kälte jetzt, gilt es vor allem den Anstieg der Obdachlosigkeit zu verhindern. Und es gilt jenen zu helfen, die bei Minusgraden die Nächte draußen im Freien verbringen müssen.

Herbert, Judith Hartweger, Christopher Seiler, Klaus Schwertner

Caritas Wien

Christopher Seiler war mit dem Streetwork-Team der Caritas eine Nacht lang in Wien unterwegs, um sich selbst ein Bild von der Lage zu machen. Im Ö3-Interview schildert er seine Eindrücke: „ Man sieht das ja gar nicht, wo in dieser Stadt überall improvisierte Schlafstellen sind“, schüttelt er ungläubig den Kopf. „Da war dieser Supermarkt, wo die Menschen fröhlich einkaufen, daneben ist eine Wiese nahe einer dicht befahrenen Straße, und dort im Gebüsch haben sechs Leute gehaust!“

Dass Glück und Elend so nahe beieinander liegen, hat den Musiker extrem geflasht. „Während man selber ahnungslos irgendeinen Scheißdreck einkauft, den man eigentlich eh nicht braucht, krepieren einige Meter daneben fast Menschen in der Kälte.“ Dem will er nun Abhilfe schaffen. Mit dem Gruft-Winterpaket, das für 70 Euro einen lebensrettenden Schlafsack und sieben warme Mahlzeiten spendet.

Die Wiener Obdachloseneinrichtung Gruft ist in Folge der aktuellen Teuerungen momentan extrem ausgelastet. 11.000 Menschen haben im vergangenen Jahr dort im Nachtquartier geschlafen. Notquartiere, Wärmestuben, Suppenbusse, Kältetelefon – die Hilfe, die die Caritas anbietet, ist vielfältig. Beim Kältetelefon sind anfangs pro Wintersaison im Schnitt 500 Anrufe eingegangen, heuer waren es seit Anfang November schon mehr als 3.300 Anrufe.

Dass die Menschen, denen es gut geht, nicht wegschauen, sondern die Augen aufmachen, wünscht sich auch Christopher Seiler. „Ich komme vom Grund und sehe es als meine Menschenpflicht an, Schwächeren zu helfen.“ Er würde sich wünschen, dass wir alle wieder näher zusammenrücken, weniger die Ellbogen ausfahren und einander zuhören anstatt in Sozialen Medien Gehässigkeiten auszutauschen. „Auch Sandler sind Menschen, die man fragen kann, wie es ihnen geht und ob sie Hilfe brauchen.“ In Form eines Gruft-Winterpakets etwa. Damit frierende Obdachlose endgültig Schnee von gestern sind.

Das ganze Gespräch mit Christopher Seiler gibt es im Pop-Podcast Ö3-Dabei auf ORF Sound zu hören - und überall dort, wo es Podcasts gibt.

„Ö3-Dabei - der Pop-Podcast“ bei Spotify
„Ö3-Dabei - der Pop-Podcast“ bei iTunes

Song Contest
Clemens Stadlbauer

Milenko Badzic

Ö3-Reporter Clemens Stadlbauer

Aus der Ö3-Musikredaktion...

Ö3-Reporter Clemens Stadlbauer berichtet hier regelmäßig über aktuelle Trends und News aus der Musikwelt. Neben seiner Arbeit bei Ö3 hat er fünf Bücher veröffentlicht, darunter den Bestseller „Quotenkiller“. Stadlbauer ist verheiratet und Vater einer Tochter.

„Ö3-Wecker“ mit Philipp Hansa, 16. Dezember 2022