Tastatur mit Maus und Kopfhörer

unsplash.com

Zeitung nutzt Online-Spiel zur Umgehung von Zensur

  • Ausländische unabhängige Medien werden im russischen Internet zensiert und sind nicht abrufbar.
  • Im Spiel Counterstrike hat die Zeitung jetzt eine Möglichkeit gefunden, Berichte und Fotos ihrer KorrespondentInnen über den Krieg in der Ukraine in einer Map zu verstecken.
  • Im virtuellen Raum können die 4 Millionen russischen SpielerInnen die Zeitungsartikel dann auf Russisch lesen.

Eine finnische Zeitung hat Informationen und Berichte zum Krieg in der Ukraine in dem weltweit beliebten Online-Spiel Counter-Strike versteckt. Wie die Zeitung „Helsingin Sanomat“ am Mittwoch bekanntgab, habe sie so einen Weg gefunden, die Medienzensur in Russland zu umgehen. In Russland spielen das beliebte Computerspiel rund vier Millionen Menschen.

„Während Helsingin Sanomat und andere ausländische unabhängige Medien in Russland gesperrt werden, sind Online-Spiele vorerst nicht verboten“, erklärte Antero Mukka, der Chefredakteur der Zeitung, gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Spieler des Ego-Shooter-Spiels Counter-Strike können benutzerdefinierte Karten erstellen, die jeder herunterladen und verwenden kann. „Also bauten wir eine slawische Stadt namens Wojna, was auf russisch Krieg bedeutet“, sagte Mukka.

Im Untergeschoss eines der Gebäude der Stadt versteckten die Techniker von „Helsingin Sanomat“ einen Raum, in dem Spieler Berichte in russischer Sprache finden können, die von den Kriegskorrespondenten der Zeitung in der Ukraine erstellt wurden.

Die Wände des digitalen Raums bedeckten sie mit Artikeln und Fotos, die Ereignisse wie die Massaker in den ukrainischen Städten Butscha und Irpin dokumentieren. Es handle sich um „Informationen, die im Propaganda-Apparat des russischen Staates nicht verfügbar sind“, sagte Mukka.

Seit seiner Veröffentlichung am Montag sei die Karte schon mehr als zweitausend Mal heruntergeladen worden. „Dies zeigt, dass jeder Versuch, den Informationsfluss zu verhindern und die Öffentlichkeit in die Irre zu führen, in unserer modernen Welt zum Scheitern verurteilt ist“, sagte der Chefredakteur.

Der Ö3-Wecker mit Philipp Hansa und Gabi Hiller, am 4. Mai 2023 (AFP/NES)