Stadlbauers Song-Contest-Blog: Finale, wir kommen

Zoe hat es also geschafft! Gratulation! Jetzt aber atemlos durch die Nacht. Pressekonferenz um 23.30 Uhr, dann Interview, dann Storys für Ö3-Wecker, Ö3-Nachrichten und Ö1-Journal. Da bleibt leider keine Zeit, um jetzt noch genüsslich in die Tasten zu hauen. Daher habe ich etwas vorbereitet.

Zeitsprung zurück auf Dienstag, 17.00 Uhr. Zoe hat soeben die nachmittägliche Family-Show beendet und muss sich jetzt bis 21.00 Uhr die Zeit vertreiben. Das sind die elendigsten vier Stunden der ganzen Wettkampfwoche. Time goes by so slowly. Also widmet sich Zoe der Lektüre. Sie hat sich Kinderbücher mitgenommen. „Wenn ich da rein schmökere, fühle ich mich gleich wieder so beschützt wie damals in meiner Kindheit“, sagt sie. „Das tut gut und kann ich jetzt echt gebrauchen.“

„Pippi Langstrumpf“ hat sie sich mitgenommen. Und „Wir Kinder aus Bullerbü“. Zwei wunderbare Klassiker von Astrid Lindgren, genauso wie „Michel aus Lönneberga“ und „Ronja Räubertochter“. Damit hat die schwedische Schriftstellerin die Herzen der Kinder dieser Welt erobert. Und auch vieler Erwachsener. Die Globe Arena in Stockholm ist dieser Tage nichts anderes als eine gigantische Villa Kunterbunt.

Wir haben ein am Luftballon schwebendes Kind gesehen, einen tanzenden Astronauten, eine geile Country-Band, einen durch LED-Wände kletternden Magier, eine grandiose Moderatorin, einen Leonard Cohen am Dancefloor, düsteren Industrial-Rock, einen Regenbogen von Zauberhand, Feuerregen und noch viel mehr herrlichen Blödsinn, den Astrid Lindgren garantiert sehr freudig beklatscht hätte.

„Wenn Pippi Langstrumpf jemals eine Funktion gehabt hat, außer zu unterhalten“, hat die große Autorin einmal gemeint, „dann war es die, zu zeigen, dass man Macht haben kann und sie nicht missbraucht.“ Wow! Wenn ich heute, in einem Europa der wieder eingeführten Grenzen, in einem Europa der zunehmenden Fremdenfeindlichkeit und der abnehmenden Mitmenschlichkeit, in einem Europa der erstarkten Rechtsnationalisten, so etwas lese, dann rinnt es mir kalt den Rücken runter. Und jedes Mal, wenn in der Halle vor den Shows das „Te Deum“ von Charpentier mit voller emotionaler Wucht erklingt, die offizielle Fanfare der Eurovision, dann wird einem schon ziemlich feierlich zumute. Weil so könnte Europa auch sein. At it’s best.

Absoluter Höhepunkt der Show war übrigens eine Modern-Dance-Aufführung, die der schwedische Star-Choreograph Fredrik Rydman („Swan Lake Reloaded“) inszeniert hat. Im Stück „The Grey People“ verkörpern seine Tänzer eindrucksvoll das Schicksal von Millionen Flüchtlingen. Eine ziemlich heavy Performance. Danach lang anhaltender Applaus in der Halle. Und schon wieder Gänsehaut. Ich weiß nicht, ob man das in der Fernsehübertragung gezeigt hat. Wahrscheinlich nicht. Wegen Werbung und ZIB-Flash. Aber da war sicher auch irgendwas mit Flüchtlingen zu sehen.

Unser Mann in Stockholm

Egal wo der Song-Contest-Zirkus Station macht - Ö3-Musikreporter Clemens Stadlbauer ist live dabei. Er berichtet nicht nur von den Shows, sondern lässt auch keine Probe, keine Fanevent und keine noch so kleine Pressekonferenz aus, um den Song-Contest-Wahnsinn so authentisch wie möglich ins Radio zu bringen. Was er dabei erlebt, schreibt er sich in seinem täglichen Song-Contest-Blog von der Seele. Eine Therapie, die unterhält.

Clemens Stadlbauers Erlebnisse am Tag 6 in Stockholm
Clemens Stadlbauers Erlebnisse am Tag 5 in Stockholm
Clemens Stadlbauers Erlebnisse am Tag 4 in Stockholm
Clemens Stadlbauers Erlebnisse beim 1. Halbfinale
Clemens Stadlbauers Erlebnisse am Tag 2 in Stockholm
Clemens Stadlbauers Erlebnisse am Tag 1 in Stockholm

Der Countdown zum Song Contest - Live

Bevor am Samstag um 21 Uhr (ORF eins) Zoe ins große Finale zieht, widmen wir die zwei Stunden von 19 bis 21 Uhr ganz dem größten TV-Event Europas und senden einen ganz speziellen Countdown. Moderiert wird die Sondersendung von Benny Hörtnagl.